Mupo Fahrwerksumbau

  • #1

    Das Thema Fahrwerksumbau ist kein Thema das jeden Fahrer interessieren wird. Wen es nicht interessiert, möge einfach interessiert lesen. Wen es aber am Ende interessiert, dem will ich meine Erfahrungen mitteilen.


    Wie die meisten wissen, komme ich ja von der Varadero. Für eine sportliche Gangart war selbst die letzte Version der Fahrwerksabtimmung ab Werk (SD02 ab 2007) immer noch sehr komfortabel gehalten und nicht geeignet eine sportliche Fahrweise an den Tag zu legen. Gabel und Federbein waren unterdämpft und je intensiver das Fahrwerk genutzt wurde, desto schlechter wurde es. Bei der Varadero hatte ich die Gabel auf vollständige Cartridge Dämpfung mit Öhlins-Federn umgebaut, die Dämpfer der Cartridge in Zug- und Druckstufe straffer abgestimmt die Innenrohre DLC beschichten lassen und das hintere Federbein gegen das Modell AB2 von Mupo umgebaut. Auf der Nordschleife waren damit dann Rundenzeiten um 09.40 möglich. Für mich alten Herren ausreichend.


    Als ich mich entschlossen hatte die CT zu kaufen, die ersten Probefahrten gemacht hatte, war mir klar dass HONDA auch bei der CT auf eine wirklich gute Fahrwerksabstimmung im sportlichen Bereich verzichtet hat. Schon die ersten Messungen des Negativfederweges (ca. 65mm bei 100 kg Last) und die ersten ernsthaften Fahrversuche machten mir klar, dass diese Fahrwerksabstimmung nicht für MEINE Fahrweise passt. Die Gabel war auch nach einigen Kilometern vom Ansprechverhalten stuckerig, bei schärferen Bremsmanövern in der Nähe des ABS-Regelbereichs vollständig eingetaucht (Ergebnis springendes Vorderrad auf unebener Straße), in der Highspeed Druckstufe unterdämpft und auch bei vollständig geschlossener Zugstufe bei harten kurzen Belastungen unterdämpft (Gabel wippt nach). Das Federbein hinten ist als OEM Teil etwas besser, gerät aber bei Erwärmung relativ schnell in den Bereich der Unterdämpfung (Zug- und Druckstufe mit pumpen im Fahrwerk)


    Bei der Gabel hätte ich jetzt mit anderen Federn und anderer Dämpferabstimmung/Ölsorte/Ölviskosität sicherlich eine Verbesserung erreichen können.... aber da das Bessere des Guten Feindes ist habe ich mich entschlossen das Fahrwerk vollständig mit MUPO ( http://www.mupo.it/default_en.aspx ) Komponenten umzubauen.


    Die Firma Zupin ( http://www.zupin.de/index.php?id=37 ) kenne ich seit vielen Jahren, auch aus meiner ehemaligen beruflichen Tätigkeit und hatte dort auch mein Federbein für die Varadero gekauft. Den Cartridgekit für die Gabel ( http://www.mupo.it/product/8/0/89/kit-cartridge-lcrr ) und das hintere Federbein ( http://www.mupo.it/product/2/0/40/ab-2 ) mit hydr. Vorspannung ( http://www.mupo.it/product/2/0…aulic-spring-preload-flex ) wurden mit einer Lieferzeit von ca. 4 Wochen wie vereinbart geliefert und von mir eingebaut.





    Den Umbau des Federbeines kann sicher jeder vornehmen der einen Drehmomentschlüssel hat und damit umgehen kann, bei der Gabel empfehle ich einen geeigneten Fachmann damit zu beauftragen, da doch einiges an Spezial-Werkzeugen/Kenntnissen benötigt wird.


    Neben dem handwerklichen Umbau (falls das jemand macht, gebe ich gerne spezielle Auskünfte) ist natürlich das Fahrergebnis von Bedeutung. Wäre ja schade wenn nur das Bankkono leer wäre, aber der Fahrspass nicht gewonnen hätte.


    Ende Juni, als der Umbau fertig war konnte ich mit der werksseitigen Grundeinstellung leider nur ein paar Kilometer fahren und musste mich dann einer kleinen OP am linken Ellbogen unterziehen, die mich dann gute 6 Wochen vom Fahren abgehalten hat.


    Da die Feinabstimmung letztendlich über das Gesamtergebnis entscheidet habe ich mir jetzt Zeit genommen, ein passendes Streckenstück mit wechselnden Belägen gefunden und dort Runde um Runde gedreht, meine Veränderungen in der Einstellung sauber dokumentiert und daran gedacht, das man immer nur eine Sache verstellt und dann ausprobiert.

    Im Zuge dieser Fahrerprobung habe ich auch etwas mit der Ölmenge "gespielt" um die Luftfeder anzupassen. Bedingt durch die OP hatte der linke Arm leider noch nicht die gewohnte "Schrauberqualität" und ich habe mir die Kolbenstange am Gewinde abgerissen. Ist ja kein Problem... Zupin kontaktiert... innerlich (Lieferant in Italien... Werksferienzeit....) schon darauf eingestellt, die nächsten 4 - 6 Wochen wieder mit der Seriengabel zu fahren.... aber Zupin hat sich wirklich ein Bein ausgerissen. Nachgeschaut welche Cartridge die gleiche Kolbenstange verwendet (800er BMW).... eine Cartridge zerlegt und mir die Kolbenstange zu einem fairen Preis zugeschickt... Das ganze hat incl. Versand 3 Tage gedauert. Ich bin echt froh, dass ich meine Mupo-Teile bei Zupin gekauft hatte... Supergeiler Service!!


    Heute Nachmittag habe ich dann die abschließenden Feineinstellung vorgenommen und bin rundweg zufrieden. Zaubert die CT ja schon ab Werk ein Grinsen ins Gesicht... so grinst jetzt bei mir auch der Hintern und sogar der Geldbeutel, der ja bekannterweise aus Zwiebelleder hergestellt wird vergießt Freudentränen.


    Der Negativfederweg liegt jetzt vorne bei 40 von 145mm und hinten bei 50 vom 146mm bei der vorgegebenen Beladung des Fahrzeuges mit vollem Tank, 110 kg Fahrer (incl. Motorradbekleidung) und ca. 25 kg Gepäck und bietet über die Gabel- bzw. Federbeinvorspannung noch ausreichend Reserve um das restliche Gepäck auszugleichen. Bei den Federn lohnt es sich mit Zupin zu sprechen, denn es stehen sowohl vorne als auch hinten unterschiedliche Federn zur Auswahl (je nach typischem Beladungsfall).


    Probefahrten fanden auf einer übersichtlichen Strecke mit recht schlechten Fahrbahnabschnitten statt.
    Mit der OEM Ausstattung war es kein Problem auf den guten Teilstücken schnell zu sein (solange die Dämpfer nicht zu warm wurden) aber auf den schlechten Teilabschnitten, bestimmten nicht Reifen und Traute des Fahrers das Limit... da war es insbesondere die Gabel die hier Grenzen setzte.


    Mit dem Mupo-Fahrwerk bestimmen jetzt nur noch Reifen und meine fahrerischen Qualitäten das Limit... das Fahrwerk macht alles mit, die Räder folgen ohne jemals zu springen selbst den schlechtesten Oberflächen.... einfach nur geil. Die Abstimmung ist insgesamt straffer als OEM, ohne jemals hart zu werden. Es wird aber auch keine Komfortsänfte aus der CT, die alle Unebenheiten verschwinden lässt - aber dafür bei schneller Gangart wieder an die Grenzen stößt. Bremsen am ABS-Regelkreis sind jetzt auf schlechten Straßen problemlos zu meistern, da die Gabel nicht mehr auf Block geht, der Bremsweg hat sich auf schlechten Straßen im ABS-Einsatz um etwa 3m reduziert. Auch nach vielen Kilometern bei hohen Außentemperaturen bleiben die Dämpferkräfte konstant.... nicht pumpt mehr, nichts wippt mehr nach.


    Aufgrund der Erfahrungen mit der Varadero werde ich dann im Winter noch die Innenrohre der Gabel DLC beschichten lassen und dann im Frühjahr ausprobieren ob die 09.20er Grenze fällt....


    Fahrwerksveränderungen sind natürlich auch mit Komponenten von Wilbers (nur Gabelfedern vorne, 540er Federbein oder das 540er Federbein mit WESA), Matris (http://www.matrisdampers.com/ ), Hyperpro ( http://www.hyperpro-fahrwerke.de/index.php?id=211 ) oder natürlich auch handgemachten Öhlinskomponenten (z.B. Zupin oder Kainzinger) möglich.


    Die handgemachten Öhlinskomponenten sind teuer (für mich zu teuer: http://www.oehlins.info/Motorr…rice=30&maximumPrice=3980 ); das 540er von Wilbers sicher besser als OEM, aber dennoch eher ein einfacheres Zubehör Federbein. Bei Wilbers oder auch Hyperpro gibt es zwar andere Federn für die Gabel, leider aber keine Änderung bei der Seriencartridge.


    Wenn ich im Winter Zeit habe, werde ich mir mal die Seriencartridge vornehmen und neu abstimmen. Vielleicht lässt sich ja aus der 20er Cartridge mit neuer Dämpfung und neuen Federn mehr machen als das was Honda daraus gemacht hat. Wenn das erfolgreich ist, lässt sich sicher für Umbauwillige auch eine kleine Serie daraus machen.


    Der Ordnunghalber noch der Hinweis, dass ich mit keinem der genannten Hersteller/Händler irgendetwas zu tun habe. Bin Kunde wie jeder von uns.
    Und das ganze ist natürlich nur meine ureigene, subjektive Meinung, mit der ich nur aufzeigen möchte was machbar ist, aber keinen animieren möchte mit seinem Fahrwerk unzufrieden zu sein. Ich will auch keine Diskussion darüber führen, ob ihr mit eurem Fahrwerk zufrieden seit oder nicht. Mir hat es genügt, dass ICH Optmierungsmöglichkeiten gesehen und genutzt habe.

    Wenn nicht jetzt... wann dann?

  • #2

    Um ehrlich zu sein, verstehe ich nur einen Bruchteil von Deinen beschriebenen Umbauten, aber mir ist klar, dass derjenige, der rennsportähnlich fahren will, ein strafferes oder besser gesagt korrekteres Fahrwerk möchte - mit kürzerem Ein- und Ausdämpfen und dennoch sensibel genug, um in Schräglagen mit den Rädern die Bodenhaftung und den Kurs zu behalten.
    Da ich schwerer als Du bin, habe ich auch schon zu spüren bekommen, wie beim harten Bremsen die Vordergabel am Anschlag war.
    Ich habe (zumindest mit Stand heute) für mich beschlossen, am Fahrwerk keine baulichen Modifikationen vorzunehmen, sondern erst mal zu lernen, wie ich mit dem Standardfahrwerk das Optimum für mich rausholen kann. Und da fehlt mir momentan nicht nur Erfahrung, sondern auch fachliche Kompetenz - selbst bei meinem FHH (über den ich sonst nur Positives sagen kann).
    Z.B. habe ich ab 165 bis 200 km/h ziemlich starke Vibrationen im Vorderrad, die angeblich von meinem Vorderreifen (Anakee III) herrühren. Aber ich glaube, das man auch mit einer anderen Abstimmung etwas verändern könnte, weiß aber nicht was und wie.
    Denn der Reifen rollt absolut vibrationsfrei bis 165 und dann wieder ab 200 km/h. Und er hat auch kein Sägezahnprofil, was sich da hochschaukeln könnte - zumindest sehe ich keinen Sägezahn. Ob es wirklich am Reifen liegt, werde ich mit dem nächsten Satz feststellen, der wieder der Anakee III sein wird, weil der Reifen ansonsten absolut top für meine Fahrweise ist.
    (Manfred, falls Du dazu einen Tipp hast, kannst Du mir mal eine PN zukommen lassen.)


    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Spaß mit Deinem neuen Setup!

    Beschleunigung ist, wenn die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen! (Walter Röhrl, Rennfahrerlegende)

  • #3

    Auch wenn ich Dich sonst gerne "stichel", muss ich jetzt sagen: Schöner Bericht, Manfred! :clap:


    Kannst Du mir erklären, was es bedeutet die Innenrohre mit DLC beschichten zu lassen? Danke im Voraus!

    Allzeit Gute und sichere Fahrt,
    Karim

  • #4


    Das ist eine Art Beschichtung aus Kohlenstoffverbund. Wird auch oft im Motorsport verwendet um Kolben und deren Zylinder zu beschichten. Macht das Ganze härter und widerstandsloser bzgl. Reibung.


    *Hau mich wenn ich falsch liege*

  • #5

    Genau, siehe hier:
    http://www.cewotec.de/beschichtung/dlc



    Ansonsten verstehe ich beim besten Willen nicht, warum Manfred gelegentlich wegen seiner Fahrwerkskritik selbt in der Kritik steht. Das stimmt doch alles, was er schreibt!


    Ich hatte von Anfang an die Gabel kritisiert, vor allem die Feder. Im Solobetrieb ohne Gepäck ist es nun wirklich kein "Gerase", wenn beim Anbremsen auf Passabfahrten die Gabel auf Block geht. Und genau wie Manfred sehe ich das hintere Federbein nicht ganz so kritisch, auch wenn mehr möglich ist.


    Bei mir werkeln vorne inzwischen Wilbers-Federn, so dass das Problem "Blockbildung" kaum noch Bedeutung besitzt.


    Auf der anderen Seite ist es natürlich auch so, dass eine CT selbst im Serienzustand schon verdammt zügig bewegt werden kann und die Grenzen der Legalität im öffentlichen Straßenland tangiert werden. ;)

  • #9


    So hätte ich das auch vermutet...



    Und was macht man (Du) dann? Einzelabnahme, einfach so rumfahren? Wie ist's dann beim nähsten TÜV?


    Gruß
    Dirk

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