Es gibt fast nur nur positives.
Der Motor:
Er ist einfach nur genial. Sobald die Kurbelwelle aus eigener Initiative rotiert, ist Kraft und Kultur vorhanden. Da ja immer wieder der Vergleich mit der GS strapaziert wird: Die CT bummelt mit ~1800 U/Min vor sich hin. Dann dreht man am Drosellklappenversteller mit der rechten Hand und ohne zu murren wird das Gefährt einfach nur schneller. Die gleiche Übung macht mal mit der GS. Dann mutiert die Gummikuh eher zu einem Bullriding. Manche sagen, ein rüttelnder 2-Zylinder hat Charakter. Schlechte Charaktereigenschaften können aber auch manchmal ganz schön nerven. Der V4-Big-Bang läuft schon beinahe turbinenartig, man merkt ihn nie, außer, dass er zieht wie ein ICE. Kein KFR, kein patschen im Schiebebetrieb, kein Rütteln, kein Schütteln. Mal handzahm und mal die wilde Sau, je nach Drehwinkel am Gasgriff. Ein Sahneteil von einem Motor, der sich sogar recht genügsam gibt. Im Mittel zog er 5,7 Liter. Die Spanne reichte dabei vom gemütlichen Sightseeing bis "sehr forsch". Ein Ölverbrauch war nicht feststellbar.
Das Fahrwerk:
Rangiert man die 285 Kg auf Schotter oder schiebt die Masse auf dem Parkplatz, kommen Zweifel auf, ob das alles auf Bergstraßen funktionieren kann. Und wie das funktioniert. Selbst das Fahren im Schraubgewinde der Sella-Runde oder auf kleinsten Bergsträßchen im Trentino war nie Schwerstarbeit, sondern einfach nur Vergnügen. Kleinste Lenkimpulse werden sofort in Richtungsänderung umgesetzt, ohne dass es aber nervös rüberkommt. Am meisten machte es Spaß, die „überlegene„ GS zu hetzen
Die CT lief immer wie auf Schienen und bereitet nie Probleme. In größerer Schräglage die Linie korrigieren, weil Dreck in der Kurve liegt? Einfach rumfahren…. Selbst wenn der „Angstknubbel“ der Fußraste Kratzer im Asphalt hinterließ, strahlte dieser Brocken immer noch Ruhe und Souveränität aus. Erst wenn die Straßen im üblen Zustand waren, gab es meinerseits kurze Gedanken, hier noch etwas zu verbessern, siehe auch weiter unten.
Das DCT-Getriebe:
Was für ein Geniestreich! Auf den Verbindungsetappen zwischen den Pässen auf „D“ geschaltet und ganz in Ruhe und mit viel Gelassenheit im 5 oder 6 Gang vor sich hintrullern. Mal kurz einen Laster überholen… einfach am Griff drehen, die Gedenksekunde zur Gangsortierung einplanen und das Katapult wird gezündet.
Auf den Pässen in den „S“-Modus wechseln. Dann schaltet das Räderwek nicht durch alle Gänge und es liegt Schub im Überfluss vor. Vor allem im bltzschnellen Wechsel zwischen Links- und Rechtkehren fährt sich die CT dann etwas harmonischer, da sie nicht so oft schaltet.
Wie funktioniert das mit der Motorbremse? Im "S-Modus" hervorragend! Irgendwie merkt die Karre, dass es heftig bergab geht und bleibt im kleinen Gang. Zur „Not“ wird einfach mal kurz mit der Wippe nachgeholfen. Es muss nicht mehr in engen Kehren mit der Kupplung gezaubert werden, wenn die Linie in der Kehre korrigiert werden muss, weil sich ein sehr optimistischer Radler in die Serpentinen stürzte oder weil sich ein Bus vor einem durch kleinste Kehren quält.
Kurz: Nie wieder ohne DCT!
Die Sitzposition/Ergonomie:
Ich saß praktisch von Morgens bis Abends auf dem Bock. Einziges Problem: Durst und Hunger. An der Bequemlichkeit und vor allem der Sitzhaltung habe ich persönlich absolut nichts auszusetzen. Aber das ist natürlich auch immer ein sehr subjektives Empfinden. So ein Motorrad muss zu einem passen wie ein ausgelatschter Turnschuh. Und mir passt die CT wie auf den Leib geschneidert. Aber der Sitzbezug.... Man, was haben die denn da verbaut? Bei der Gluthitze zu unserer Reisezeit hatte man den Eindruck, als hätte jemand einfach einen losen Lappen oder ein dünnes Spannbettlaken rüber gelegt. Also da gibt’s wirklich besseres.
Die Schalter zur Bedienung findet man blind und alle Knöpfe sind prima erreichbar.
Bei ungünstiger Sonneneinstrahlung ist man im Blindflug. Nichts war auf der Tachoeinheit zu sehen. Die Bedienung der Anzeige am Tacho oder am Lenker...?? Nun ja. Ich würde daraus keine Weltanschauung machen. Es ist einfach eine Gewöhnung und mal ehrlich, wie oft wechselt man die Ansicht im Mäusekino?
Die Zuverlässigkeit:
Wie immer bei Honda....
Kleine Inspektion: Tanken
Große Inspektion: Tanken und Waschen.
Kein messbarer Ölverbrauch, kein Geklapper, nichts fiel ab. Egal, ob kalter Motor oder glühend heiß: einfach auf den Knopf drücken und sie surrt los. Herrlich, einfach „nur fahren“. Warum Honda Bordwerkzeug reinpackt erschließt sich mir nicht
Es ist eben eine Honda.
Wind und Wetterschutz:
Ich stufe die Thematik auf dem Motorrad als überflüssig ein. Ehrlich. Fragt mal die, die ohne Verkleidung fahren und hochgradig glücklich sind. Wenn ich Angst vor Fahrtwind habe, sollte ich mich ins Auto setzen. Als „Mutiger“ kann ich ja dann ein Schiebedach ordern. Aber diese Diskussion gibt’s wohl erst, seit Spätpubertierende darüber streiten, ob ein Motorrad 298 Km/h oder 301 Km/h fahren muss. Weder auf einer GS noch auf der CT sind Dauergeschwindigkeiten von >160 Km/h ein Vergnügen.
Was bleibt auf der Negativseite? Nur sehr wenig!
Die Gabel ist grenzwertig weich. Obwohl ich ausschließlich als Solist ohne Gepäck unterwegs war, nahm sie auf zügigen Bergabpassagen beim Anbremsen in üblen Bodenwellen vor der Kurve schon mal eine Blockadehaltung ein. Gut, das sind Grenzsituationen, die man auf jedem "normalen" Motorrad findet und man sollte das als Kritik auf hohem Niveau einstufen, denn man ist mit dem 285 Kg-Brocken schon verdammt schnell und auch sehr sicher unterwegs. Trotzdem werde ich in der Winterpause mal mit meinem Händler reden und vielleicht gibt’s ja dann genügend Alternativen seitens der „Federbuden“.
Unbedingt anbauen...
Das „Einsauen“ der Hinterhand: Ich kenne kein Motorrad, was sich hinten nicht einsaut, wenn das Rad nicht irgendwie in einem gigantischen Kotflügel rotiert. Andere schleudern das Kettenfett an die unmöglichsten Stellen des Mopeds.
Warum man ausgerechnet der CT in dieser Hinsicht einen Vorwurf macht.... Auch eine GS saut sich fürchterlich hinten ein, allerdings wirft man ihr das nie vor.
Was die Angelegenheit bei Honda etwas schwieriger macht ist, dass das Federbein mehr oder weiniger ungeschützt dem Dreck ausgesetzt ist und dass die Schwinge auf Grund ihrer Oberflächenstruktur eine „Verzahnung“ mit dem Dreck eingeht. Solange es Staub ist, geht’s noch, bei mir sind’s jetzt aber üble Teerpickel einer Baustellendurchfahrt. Eine zusätzliche Hinterradabdeckung ist somit bestimmt kein Luxus.