Was sich jetzt anhört wie ein Held aus Star Wars ist eigentlich eine klasse Erfindung zum Thema "Motorrad mit Einspritzanlage zu verbessern"
Da es im Internet dazu jede Menge verwirrendes Zeug gibt, versuche ich das Thema etwas näher zu erläutern.
Ich arbeite bei Bosch in Stuttgart wo hauptsächlich Einspritzpumpen für Diesel hergestellt werden und zudem ist ein Bekannter einer von 7 Powercommander Vertragshändler. Ich war am Anfang auch skeptisch mit dem ganzen Chiptuning, jedoch dadurch das ich seine Homepage gestaltet habe, musste ich mich auch mit dem Thema Powercommander auseinandersetzen.
Muss es vorneweg sagen ich bekomme keine Provision oder habe sonst irgendwelche finanziellen Nutzen dadurch, mir geht es in erster Linie nur darum eine Klasse Sache vorzustellen, die vielleicht für den ein oder anderen von Interesse sein könnte.
Um das ganze näher zu betrachten muss ich etwas weiter ausholen.
Moderne Motorräder sind in der Regel mit einer elektronischen Einspritzanlage ausgestattet. Dies hat gegenüber einem Vergaser erhebliche Vorteile, so z.B einen geringeren Benzinverbrauch. Es lassen sich auch verschiedene Mappings einstellen, wie z.B. an der aktuellen GSXR oder der Ducati Multistrata (wählbar zwischen 100 und 150 PS).
Motorräder wie die CT besitzen ein Mapping und hier gibt es Verbesserungspotenzial. Es sieht so aus, dass dieses Mapping der Einspritzanlage passend für diese Region ist wo das Motorrad ausgeliefert wird, sprich in Finnland ist ein anderes Mapping als z.B. in Spanien.
Das ist so weit auch klar, da alleine von den Außentemperaturen andere Anforderungen an einen Motor gestellt werden. Hier z.B. ein Fall aus dem Motorsport wo moderne Rennwagen viel Sprit brauchen nicht weil sie viel Leistung haben, sondern im Gegenteil es wird nur mehr Benzin hinzugegeben um den Motor zu kühlen.
Also wir stellen fest, es ist ein Mapping das eine große Bandbreite (Berge, Täler, hoher Luftdruck, niedriger Luftdruck, Temperaturschwankungen usw.) abdecken muss. Moderne Einspritzanlagen lernen selbstständig dazu, jedoch nur bis zu einer bestimmten Grenze.
Erheblich Komplizierter wird es wenn zusätzlich noch andere Luftfilter oder Auspuffanlagen montiert werden. Man kann dann mit ziemlicher Sicherheit sagen das die Leistungswerte dann nicht mehr ganz der Serie entsprechen, was ja auch logisch ist weil die Maschinen ja beim Hersteller mit original Komponenten abgestimmt werden.
Früher bei Vergasermotorräder musste man durch mehrmaliges aus und einbauen von Vergaserdüsen eine ungefähre Abstimmung herausfinden, wollte man ein sauber laufendes Motorrad bekommen.
Das es mit Zubehörteilen erheblich schlechter werden kann, musste ich selber an einer umgebauten Bandit erleben. Die alte Bandit (Bj.98) war über den Auspuff auf 100 PS gedrosselt, und mit dem Anbau einer anderen Auspuffanlage konnte man locker echte 20 PS finden (was leider heute auch nicht mehr geht). Lies man den original Krümmer (der innen auch gedämpft ist) und montierte einen Racing Endtopf dann rannte sie richtig (bis zum 3. Gang auf dem Hinterrad). Montierte man jedoch einen kompletten Auspuff passte nichts mehr und das Drehmoment brach völlig ein. Ein großes Loch unten rum (zu mager) und ab 5200 Umdrehungen starker Abfall der Drehmomentkurve. Dies nur mal zur Verdeutlichung wie Zubehörteile einen Motor beeinflussen können.
Was man auch nicht unbeachtet lassen sollte, dass z.B. fast alle Motorräder im 2.Gang gedrosselt sind um die geltenden Geräuschmessungen unbehelligt zu bestehen (damit sie nicht so aggressiv von unten raus gehen). Man sollte nicht glauben was alles im verborgenen getrickst und gesteuert wird um alle geltenden Vorschriften einzuhalten. Um das Beispiel noch einmal an der Bandit zu bringen, auch die hatte diese Drosselung was man aufheben konnte wenn man einen kleinen Stecker reaktivierte. Ein paar klevere Geschäftsleute haben das damals auf ebay angeboten, was aber nur Abzocke war den das kleine Zauberkästchen war innen leer und unterbrach nur diesen besagten Stecker. Nicht zu vergessen das ganze war 1998, heute im Zeitalter der Elektronik gibt es hier natürlich ganz andere Möglichkeiten (wie z.B. die Geschwindigkeitsabriegelung an der CT)
Das mit der Drosselung im unteren Bereich wird dadurch erreicht, dass das Gemisch extrem mager in diesem Bereich eingestellt wird, was zum langsameren Ansprechen (Geräuschmessung) benötigt wird. Nach oben raus muss sie natürlich Vollgasfest sein und auch mal eine Stunde oder länger eine Autobahnhatz überstehen. Aus diesem Grund sind alle Serienmotorräder oben raus extrem zu fett eingestellt, (wir erinnern uns an den Rennsport, mehr Benzin bessere Kühlung des Gemisches). Hier macht man bewusst mehr um wie oben beschrieben auf der sicheren Seite zu sein. Deshalb z.B. auch kein Motorrad aus USA auf unserer Autobahn jagen, sie haben wegen der Geschwindigkeitsbegrenzung in USA ein anderes Mapping. Sehr gut auch im Buell Forum zu sehen wo an den ersten ein Harley Motor verbaut war und dieser zigfach auf der Autobahn hochgegangen ist.
Am besten kann man das selber "erfahren" wenn man extrem langsam z.B. in einer Tempo 30 Zone unterwegs ist und der Motor dann leicht mit ruckeln anfängt, dies hängt mit der zu mageren Einstellung zusammen.
Ok so viel zum Verständnis wie so eine Einspritzanlage funktioniert.
Und nun zur Lösung des Problems, es heißt Powercommander.
Ein Powercommander ist ein elektronisches Bauteil das zwischen Steuerbox und Einspritzanlage gesteckt wird und (was das absolute an diesem Teil ist) sich mit Hilfe eines Computer frei programmieren lässt.
Jetzt werden sicher einige aufschreien, nein das tut dem Motor nicht gut und das ist nur Geldmacherei. Ok lasst mich kurz erklären warum das nicht so ist.
Es hat mit dem klassischen Chiptuning wie man es z.B. sehr oft bei Dieselfahrzeugen bekommt nicht zu tun. Zum Verständnis ein modernes Fahrzeug zerstäubt den Diesel mit bis zu 2500 Bar im Brennraum und spritzt nur so viel ein das es gerade noch zündet (Emissionswerte). Was die Chiptuner machen, sie geben einfach nur mehr Diesel hinzu, was dann zu einer erheblichen Leistungssteigerung beiträgt. Wer mal ganz genau hinschaut wird beim Beschleunigen eine leichte schwarze Wolke sehen, was wiederum dafür spricht das es die großen Automobilhersteller nicht machen. Sie müssen sich ganz einfach an die Gesetzlichen Vorlagen halten und müssen (ähnlich dem Mapping eines Motorrad) an verschiedene Bedingungen angepasst sein.
Ein Powercommander gibt nicht einfach mehr Sprit dazu (was zu einem höheren Verbrauch führen würde), sondern es wird auf dem Prüfstand eine Leistungskurve programmiert.
Es sieht so aus, dass mit dem Motorrad auf einem (zugelassenen) Prüfstand (gehe ich gleich noch näher darauf ein) eine Leistungskurve ermittelt wird. Diese Kurve wird dann mit dem Computer angepasst und das neue Mapping hochgeladen.
Der entscheidende Punkt ist dieser, dass dieses anpassen nur auf einem zugelassenen Prüfstand über die volle Bandbreite geschehen kann. Es gibt auch Standardmapping im Internet, da wäre ich aber vorsichtig, denn weiß ich was da einer programmiert hat?
Auf einem normalen Prüfstand (ohne passende Software) lassen sich nur drei Punkte (sprich Drosselklappenstellungen) einstellen, was sich bei einem zugelassenen Prüfstand auf 10 verschiedenen Drosselklappenstellungen einstellen lässt.
Also nehmen wir einmal folgendes Beispiel, ein Motorrad wurde mit einem besseren Luftfilter und einem anderen Auspuff ausgestattet, was ja wie oben genannt nicht unbedingt zur besseren Fahrbereit beiträgt. Die Leistungskurve sagt das der Motor bei 20% Drosselklappenstellung viel zu mager läuft und bei 80, 90 und 100% viel zu fett. Dank der Software kann man nun die Einspritzmenge bei 20% etwas fetter und bei 80-100% etwas magerer machen. Dies führt man mehrere Male durch und justiert dabei die Kurve. Im optimalen Fall bekommt man eine wunderschöne Kurve und das Motorrad fährt sich plötzlich komplett anders. Das Magerruckeln ist weg und sie geht oben raus besser.
Es ist also kein Tuningteil im klassischen Sinne sondern vielmehr eine perfekte Abstimmung.
Ich hoffe ich konnte euch etwas verwirren mit meinen Schilderungen, falls noch jemand Fragen hat immer her damit.
Das beste natürlich zum Schluss, so wie ich es gesehen habe gibt es den Powercommander jetzt auch für die Honda CT
Ich stelle hier noch eine Art FAQ zusammen
Was ist ein Power Commander?
- Der Power Commander ist ein elektronisches Bauteil, mit welchem man die Möglichkeit hat die Gemischaufbereitung an Motorrädern mit Einspritzanlage über den gesamten Drehzahlbereich und bei jeder Gasgriffstellung einzustellen.
Warum brauche ich einen Power Commander?
- Durch die heutige Abgasnorm welche in Zukunft noch verschärft wird, sind die Hersteller gezwungen die Gemischaufbereitung so einzustellen, das sie die Normen bestehen. Dies führt dazu das die Fahrzeuge im unteren Drehzahlbereich (im Bereich des Testzykluses) zu mager eingestellt werden. Diese Einstellung führt zum ruckeln beim gleichmäßigen fahren und zu einer schlechten Gasannahme in diesen Bereichen. Im oberen Drehzahlbereich werden die Fahrzeuge so eingestellt, das sie auf der ganzen Welt laufen, welches durch die verschiedenen Benzinzusammensetzungen zu einer zu fetten Gemischaufbereitung und damit verbunden zu Leistungseinbusen führt. All diese Probleme können mit dem Power Commander behoben werden.
Kann der Power Commander die Originaleinspritzanlage schädigen ?
- Nein. Es werden keine Signale zur Original ECU / CPU gesendet und der Power Commander greift auch nicht in die Originalelektronik ein. Nach entfernen des Power Commanders ist der Originalzustand wieder hergestellt.
Mein Motorrad ruckelt beim gleichmäßigen fahren im unteren Drehzahlbereich, bekommt man dies mit dem Power Commander weg ?
- Ja. Dieses Ruckeln kommt von einer zu mageren Gemischaufbereitung, welches eine nicht mehr zündfähiges Gemisch zur Folge hat. (Abgasnorm) Mit dem Power Commander kann man dieses Ruckeln beheben und sie werden viel mehr Freude am fahren haben. Gleichzeitig verbessert sich die Beschleunigung erheblich.
Behindert der Power Commander die Fähigkeit der Einspritzung, atmosphärische Bedingungen zu kompensieren?
- Nein. Die Einspritzanlagen, welche bei den heutigen Motorrädern installiert sind, arbeiten gut und kompensieren nach den atmosphärischen Bedingungen (Lufttemperatur, Meereshöhe etc.) Der Power Commander greift hier nicht ein und die Kompensation der Original-ECU bleibt bestehen.
Wird der Power Commander die Herstellergarantie beeinflussen ?
Ja. Wenn Ihnen der Hersteller nachweisen kann, dass durch den Power Commander ein Schaden am Motorrad entstanden ist. Ein defektes Getriebe hat nichts mit dem Power Commander zu tun. Und eine gute Gemischaufbereitung hat bisher noch nie einem Motorrad geschadet. Im Gegenteil, durch eine gute Gemischaufbereitung wird auch die Lebensdauer eines Motors erhöht.
Wer noch mehr darüber erfahren will kann ja mal auf der Homepage meines Bekannten vorbei schauen (vor allem im Gästebuch die Einträge der Kunden).
http://www.superbikeschmiede.com unter Tuning, Powercommander