Nach sieben schönen Jahren mit der VFR800 V-tec stieg ich im März 2012 mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Crosstourer um.
Anfängliche Skepsis wegen des völlig anderen Fahrzeugkonzeptes, der anderen Sitzposition, des höheren Gewichtes verflog ziemlich schnell mit Zunahme der gefahrenen Kilometer.
Die Crosstourer macht Spaß, der Motor ist einfach nur „geil“, Schub ohne Ende, absolut souverän.
Das Hohe Gewicht ist sobald sich die Räder drehen weg, einzig beim Rangieren im Stand muss man alle Sinne beisammen halten und wissen was man vor hat.
Im Laufe der Zeit wurde die eine oder andere Modifikation vorgenommen um sie den persönlichen Bedürfnissen anzupassen.
Windschild, Hauptständer, Navi-Halterung, Auspuff und Sitzbank wurden getauscht bzw. angebaut und sie war zuletzt fast optimal, bis Anfang Oktober unsere Zweisamkeit ein jähes Ende nahm.
Auf dem Rückweg einer schönen Sonntagsausfahrt, wir fuhren auf der linken Fahrspur mit der „grünen Welle“ durch die Stadt als ein kurz vorher in die Straße eingebogener Dosenfahrer sich dazu entschloss trotz doppelter Sperrlinie aus der rechten Fahrspur heraus einen U-Turn zu machen.
Das Ganze passierte als ich etwa 10-15m hinter ihm war.
Ich ging voll in die Eisen und schlug mit geschätzten 20-30 km/h Restgeschwindigkeit unter dem Geschrei meiner Frau in den Ohren in die linke hintere Tür des querenden Autos ein.
Meine Frau fuhr mit ihrem Bike direkt hinter mir, wir sind über Headset mit einander verbunden.
Nachdem alles zum stehen bzw. liegen kam war der erste Gedanke, wow mein Schutzengel hat ganze Arbeit geleistet, nicht ein Tropfen Blut und alles noch dran.
Mit dem entweichen des Adrenalins aus meinem Körper kamen die einen oder anderen Schmerzen und Tage später noch einiges an Farbe dazu. Trotz allem hatte ich richtig Glück gehabt und keine bleibenden Schäden davon getragen, anders mein Motorrad.
Es sah gar nicht so schlimm aus, alles noch dran, hauptsächlich Kratzer am Gabelklemmfuß, der Nebelscheinwerfer verbogen und verkratzt, die Seitenverkleidung ein paar Schrammen, am Motorspoiler die berüchtigte Lasche weggebrochen, im Kühler ein Einschlag aber noch dicht.
Die ganze Wahrheit kam zu Tage als ich mit gezogener Vorderradbremse versuchte das Bike zu schieben. Man sah und spürte das Spiel im Steuerkopf, da waren jetzt einige mm Luft drinnen.
Beim genaueren Hinsehen sah man mit bloßem Auge das die Gabelholme nicht mehr gerade waren.
Da ich mit voll eingefederter Gabel in das Fahrzeug eingeschlagen bin konnte diese keine Energie mehr absorbieren und ganzen Kräfte wirkten auf die Holme und die Steuerkopflager, was zur Folge hatte das die Lagersitze im Rahmen geweitet wurden.
Die Summe all dieser Schäden → wirtschaftlicher Totalschaden.
Wie geht es jetzt weiter?
Das Fahrzeug wird begutachtet, der Zeitwert ermittelt und der Totalschaden wird in der Restwertbörse feil geboten um dann an den Höchstbietenden verkauft zu werden.
Die Versicherung erstattet dann irgendwann den Differenzbetrag, soweit so gut.
Was machst du jetzt fragte ich mich, wie geht es weiter?
Wenn dieser Unfall nicht passiert wäre,gäbe es keine Fragen, ich wäre meiner Crosstourer auf ewig treu geblieben trotz so mancher Ding die mir an ihr nicht gefallen.
Welche da wären, das hohe Gewicht, der schlechte Spritzschutz, die erforderlichen hohen Handkräfte an der Kupplung, die wenigen Informationen vom Display und am meisten nervten mich die lauten Geräusche aus dem Kardan sobald man den Zug heraus nahm, im 3.Gang unter 50km/h geht gar nicht.
Also hab ich mir vorgenommen das eine oder andere Motorrad Probe zu fahren bevor ich mir erneut eine Crosstourer hole.
Andere Mütter sollen ja auch schöne Töchter haben und zum Saisonende gibt es auch das eine oder andere Schnäppchen zu machen.
Die Stelvio fährt ein Kumpel, mächtig großes Bike, super Sound, schlecht verarbeitet, nicht mein Ding.
Super Tenere fahren zwei andere Freunde, kein Vergleich zur Crosstourer, ebenso die V Strom.
Die Triumph Explorer XC ist komplett ausgestattet und als Oktoberangebot mit Koffern, Sitz- und Griffheizung wäre das MJ 2015 für eine 13900.- zu haben gewesen.
Laut Verkäufer solle sie besser als die Crosstourer gehen, er hätte beide schon gefahren meinte er.
Ich war einfach nur enttäuscht, der Motor ist kein Vergleich zur Honda, das Fahrwerk empfand ich auch nicht gerade als souverän, die Lenkerarmaturen ( speziell der Blinkerschalter) sind popelig und das Display ist zwar umfangreich im Bezug auf die Vielzahl der angezeigten Informationen aber einzelnde Werte , speziell die Uhrzeit sind so winzig das man sie fast nicht ablesen kann.
Dreißig Minuten nach der Fahrt mit der Explorer saß ich dann auf der 1190 Adventure, die Ausführung mit dem Elektronik Paket ( elektr. Fahrwerk, Kurven ABS und Reifen Luftdruck Kontrollsystem ).
Ich hatte genug Zeit sie in allen möglichen Mappings und Dämpfungs Modis zu bewegen und war begeistert. Der LC8 Motor hat Druck ohne Ende, die Schaltung ist butterweich, die Hebelei lässt sich mit einem Finger bedienen, dank der Magura Armaturen.
Das Display lässt keine Wünsche offen und ein Gewicht von 232 kg vollgetankt ist eine Ansage. Bei dem Endpreis von unter 13000.- für eine Tageszulassung mit 0 km war es um mich geschehen.
Und so kam es das ich nach 13 Jahren auf Honda ( 6er Hornet, 9er Hornet, VFR800 V-tec, VFR1200x ) die nächste Saison auf einer Kati unter die Räder nehme.
PS: die blau-weisse Kuh war nie ein Thema für mich, da hab ich eine Allergie
