Zitat von hondahoven
dann schreib ich mal: wenn Ihr halbwegs normal unterwegs seid, dann musst Du Dir keine Sorgen machen und wenn die luftgekühlte Bajuwarische mal marschiert, dann kann Deine CT nur müde lächeln, denn abhängen lässt die sich trotz Ihres Wohlstandspeckes eigentlich nicht.
Sie muss dann nur vermutlich etwas früher zur Tanke, denn "Frl. Sinnen" kann sich auch ganz schön was genehmigen. Das darf sie auch, ist so doch von den beiden nicht nur die hübschere, sondern auch exklusivere Lady
Für die Ardèche scheint sie mir aber schon teilweise too much, da bevorzuge ich eher meine Transe, für die ganz kleinen z. T. geschotterten Sträßchen fernab vom Trubel. Vielleicht auch die neue AT, damit die auch etwas rum kommt. Beide sind nicht so schwer beim Aufheben, sollte eine davon mal wieder flach parken wollen.
Aber gerade für Strecke zu machen, zumal mit DCT gibt es eigentlich kaum was besseres. Also viel Spaß mit der guten Entscheidung.
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Nun hat die gemeinsame Reise stattgefunden: mein Freund seit Schulzeiten, mit dem ich jährlich eine Motorradreise unternehme, mit seiner "neuen" GS 1200 - wunderbar blau, schlank bis magersüchtig, luftgekühlt aus letztem Baujahr 2012. Ich mit meinem CT mit Koffern, Topcase und Tankrucksack, EZ 3/13. Leistungsgewicht bzw. Drehmoment/Gewicht sind in etwa gleich; theoretisch hat die GS bei Beschleunigung und Durchzug knapp die Nase vorn.
Hier kommt das Thema "Scheidung" noch mal ins Spiel: mein Freund war in den ersten drei Tagen geplagt von Scheidungsgedanken. Als alter Varaderofahrer hatte es ihm der CT schwer angetan. Meine Begeisterung hat sich auf ihn übertragen, während er mit der BMW nicht ins Reine kommen konnte. Das Hauptproblem: die Maschine ist einfach viel zu laut. Schwirren des luftgekühlten Motors und der Plastikverkleidung um den Tank herum, Getriebekrachen beim Runterschalten, drehmomentsteigernder "Soundgenerator". Nur wenn er die eigens angefertigten Hörstöpsel trug, traute er sich, die gebotene Leistung abzurufen. Im Ergebnis war ich in den ersten Tagen in allen Lebenslagen von kleinsten Sträßchen über Pässe und schnelle kurvenreiche Straßen einfach schneller - das hatten wir vorher noch nie. Je mehr Vertrauen er gewann, holte er auf. Ich finde auch den CT zu laut - aber es ist nie richtig nervig. Und schon gar nicht kommt das Gefühl auf, man könnte den Motor irgendwie an seine Grenzen bringen.
Ergebnisse im Einzelnen (nach mehrfachem Tausch der Maschinen und ausführlichen Gesprächen):
1. Sitzposition: Beim CT entspannter, geringerer Kniewinkel. Mit meiner aufgepolsterten Sitzbank besser als auf der GS, bei der ich immer nach vorne rutsche.
2. Verkleidung: bei mir hohe Scheibe mit Spoiler, bei der GS Givi Airflow; beide gut, die Airflow flattert aber ziemlich im Wind.
3. Verbrauch: Die größte Überraschung! Ich muss zugeben, dass ich mich über den Verbrauch hier öfter kritisch geäußert hatte. Nun aber ganz objektiv: Der CT hat bei völlig gleicher Fahrweise und Fahrstrecke nur geringfügig mehr verbraucht als die GS (0,1-0,3 l/100km). Auf Autobahnen in der Schweiz und in Frankreich zwischen 5,1 und 5,8 Litern beim Crosstourer - wow. Zuhause war's irgendwie immer viel mehr... Also: der Verbrauch des CT hängt ziemlich exakt an der abgefragten Leistung.
4. Gepäcksystem: Das teure, von mir gebraucht mit erworbene System mit Originalkoffern und Innentaschen sowie H&P-Topcase aus Alu sind super und auch für "Geschäftsreisende" bestens geeignet. An der GS wurde zunächst auch ein H&P-Topcase samt Grundplatte montiert. Zwei von vier Haltebolzen waren nach einigen hundert Kilometern glatt abgeschert. Das erneut montierte BMW-Topcase ist gut und sicher.
5. Bremsen: GS deutlich wirkungsvoller; beim CT verwundert, dass das Fußpedal irgendwie überflüssig ist. Ich betätige es nur gelegentlich, um ein Gefühl dafür zu gewinnen - wenn es mal richtig kneift.
6. Fahrwerk: Beim CT in jeder Situation gut, aber bei der BMW noch ausgeglichener und ausgereifter. Überraschenderweise konnten wir keinen Unterschied zwischen Telelever und Gabel sowie bei der Kardankonstruktion erkennen: die BMW nickt beim Bremsen deutlich ein, beim CT ist das kaum zu merken. Der CT stellt sich beim Beschleunigen nicht auf. Das Lastwechselspiel ist gering. Allerdings störte meinen Freund auch hier das ständige "Klaklong" im Antriebsstrang. Bei mir gefällt mir am Besten weiche Feder und straffe Zugstufendämpfung hinten. Bemerkenswert finde ich, dass man den CT extrem aus Kurven heraus beschleunigen kann. Sie verhält sich dann total neutral und stellt sich in keiner Weise auf. Auch das führt regelmäßig zu hohen Kurvengeschwindigkeiten.
7. Motor: der Vergleich geht aus unser beider Sicht ganz klar zu Gunsten des fantastischen VFR-Motors aus.
8. Armaturen: beim CT informativ und gut ablesbar, aber gegenüber den Instrumenten der GS einfach zu billig.
9. DCT: Es gab im direkten Vergleich zur geschalteten BMW zwei Überraschungsmomente. Beim Beschleunigen bis ca. 70 oder 80 km war ich der BMW immer ein paar Meter voraus - ohne irgendwie besonders sportlich zu fahren. Die Beschleunigung ohne Schaltunterbrechung macht sich hier offensichtlich bemerkbar. Beim Runterschalten auf abfallenden Serpentinenstrecken habe ich mich gewundert, dass man den CT per Knopfdruck durch die Gänge jagen kann und immer genug Motorbremse hat - echt ein Spaß! Mein Freund fühlte sich an seinen Audi A6 erinnert...
Nach dem Wechsel des Kardans (alte Bauart) ging alles ganz sanft. Nach wenigen tausend Kilometern steigen Spiel und Geräusche im Kardan. Die neue Welle muss her, jetzt ist sie ja wohl lieferbar.
10. Helferlein: Die Assistenzsysteme des CT sind sicher, aber etwas grobschlächtig. Das ABS sprach auf der 2.500km Tour (vom Bahnhof Lörrach an und ab) mehrfach an. Die Traktionskontrolle macht Spaß, wenn man auf losem Untergrund das Gas aufreißt. Das Heck bricht kurz aus, dann ist Pause. Allerdings gibt es diese Pause auch in Kurven auf Rollsplitt - dann fehlt ganz überraschend der Vortrieb, und die Fuhre kippt nach innen. Das gefiel mir weniger. Bei der BMW habe ich die Funktion der Helferlein nicht spürbar provozieren können.
Fazit: Die BMW ist ein wunderbar technisiertes Gerät. Sieht gut aus und fährt toll. Allerdings ist sie doch eher für ruhige Naturen gemacht. Die alte Hatz, die wir sonst mit Varadero und V-Strom an der Ardeché hatten, war irgendwie vorbei. Die GS eignet sich eher zum ruhigen kraftvollen Fahren. Der CT kann alles, von 200 auf der Autobahn bis kleinste Pässe. Jetzt bin ich endgültig vertraut mit meinem Motorrad. Eine GS wollte ich nicht, und sie kommt mir auch nach dieser Ardeché-Tour bestimmt nicht in die Garage. Die Tour für's nächste Jahr ist schon geplant. Ich bin gespannt, auf was für einer Maschine mich mein alter Schulfreund begleiten wird...