Hallo zusammen,
am Samstag hatte ich Gelegenheit, o.a. Modelle ausgiebig auf Asphalt und Schotter zu testen. Organisiert hat das Lars aus dem Varaboard, er ist aktuell auf der Suche nach einem Nachfolger für seine Varadero.
Lars hat das alles so schön zusammengeschrieben, das möchte ich Euch nicht vorenthalten:
Am gestrigen Samstag waren 4 Nordlichter mal unterwegs und haben sich die Produkte des Wettbewerbs einige Stunden genauer angeschaut, bzw. ausgiebig gefahren. Hier mal ein kurzer Bericht dazu:
Getestet wurden:
• Honda VFR 1200 X Crosstourer (Schaltung) / 129 PS / 126 Nm bei 6.500 U/min
• KTM 1190 Adventure / 150 PS / 125 Nm bei 7.500 U/min
• BMW R 1200 GS (neues Modell) / 125 PS / 125 Nm bei 6.500 U/min
Die Bikes wurden ausschließlich mit Sozius aber ohne Koffer getestet. Der Streckenverlauf dominierte überwiegend mit kurvigen und engeren Asphaltstraßen in der Holsteinischen Schweiz sowie auch mehrere Kilometer Schotterpisten mit entsprechenden Schlaglöchern. Gefahren wurde dabei eher „zügig“, die KTM und die BMW hatten das elektronische Fahrwerk aber durchgehend auf „Straße“, also Standard eingestellt. Abweichend von der Serie hatte die BMW zudem einen Akrapovic Sportauspuff montiert.
Der eigentliche Verbrauch der verschiedenen Modelle interessiert mich persönlich übrigens nicht, die Thematik geht für mich am eigentlichen Motorradfahren vorbei (wenn ich mit dem Bike sinnbefreit und ziellos durch die Gegend gurke, unterhalte ich mich nicht über Verbrauchsunterschiede bei den verschiedenen Modellen / hab auch keine Ahnung, was mein Benzinrasenmäher so verbraucht). Die in dieser Aufstellung eigentlich fehlende Triumph Tiger Explorer 1200 (137 PS / 121 Nm bei 6.400 U/min / 20 Liter Tank) wurde von uns bereits vor gut 12 Monaten gefahren, daher fehlt dieses in der Auflistung.
Anmerkung volkeredo: Die Explorer ist bei uns beiden seinerzeit unabhängig voneinander durchgefallen. Das ABS am Hinterrad regelte übernervös, bei nahezu jeder etwas schärferen Bremsung sprach es an. Der Motor mag nicht untertourig cruisen, er muss immer bei Laune/Drehzahl gehalten werden. Die Platzverhältnisse waren ok, Handlichkeit auch. Eingeschränkte Touren- und Soziatauglichkeit.
BMW R 1200 GS (neues Modell)
Zugegebenermaßen bin ich eigentlich kein BMW Freund, was weniger am Produkt selbst liegt, als viel mehr an dem Umstand, dass ich generell lieber ein Produkt fahre, welches nicht an jeder Ecke 890 mal zu finden ist. Wer ab und an in den Alpen unterwegs ist, kennt um die Intensität und Allgegenwärtigkeit dieses Produktes dort. Das ändert jedoch nichts daran, dass mich die ausgiebige Probefahrt mit der neuen GS erheblich beeindruckt hat. Der Boxer drückt verdammt gut los, dreht locker bis in den Begrenzer hinein, und der dumpf bollernde Sound der Akrapovic ist mir schon fast zu laut (das ich das mal schreiben würde!). Der sehr breite Lenker und die (für mich) hervorragende Sitzposition lassen einen die GS mit einer kaum gekannten Leichtigkeit um die Ecke treiben. Weniger schön war für mich die rechte Fußraste montiert, da ich hier mit der Fußspitze in schärferen Rechtskurven immer auf dem Asphalt rumschredder. Nach kurzer Eingewöhnung habe ich später dann halt vor solchen Kurven bewusst meinen Fuß auf der Raste weiter zurückversetzt (BMW bietet hier übrigens ab Werk für 90,- Euro verstellbare Fußrasten sowie für 120,- Euro auch einen verstellbaren Fußbremshebel an). Der Windschutz ist sehr gut, das Windschild lässt sich vorne rechts auch während der Fahrt mit einem Drehrad prima verstellen. Die GS hat ein nutzbares Tankvolumen von 20 Litern, für mich wären 3-4 Liter mehr aufgrund der zusätzlichen Reichweite perfekt. Ungewöhnlich war für mich der Bremsgriff der Vorderradbremse. 2/3 des Hebelweges passiert dort überhaupt nichts, auf dem verbleibenden Drittel geht’s dann aber richtig zur Sache! In der Soziuswertung belegte die GS übrigens den Platz 1!
Ergänzung volkeredo: Die Motorleistung und Leistungsabgabe der neuen BMW ist prima, durchaus vergleichbar mit dem CT. Das Boxer typische Rappeln ist allerdings in bekanntem Ausmaß vorhanden. Mir persönlich ist die Rückmeldung vom Fahrwerk zu schwammig.
KTM 1190 Adventure
Auf dieses Bike war ich eigentlich am meisten gespannt, zumal die üblichen Motorradzeitschriften sich derzeit mit Lob über dieses neue Modell geradezu übertrumpfen. Der Lenker ist ein gutes Stück schmaler, als der Lenker von der GS, was bei mir die zuvor gefühlte Leichtigkeit der GS wieder ein wenig vermissen ließ. Dem Lenker folgend, sind aber auch die eigentlichen Griffe für Kupplung und Vorderradbremse deutlich kürzer, als bei der GS oder auch CT. Gerade großen Personen mit (üblicherweise) auch eher großen Händen fällt dieses schnell auf, da der kleine Finger der Hand beidseitig schnell auf dem Kugelende des jeweiligen Griffes liegt. Die Instrumente sind sehr gut ablesbar, das Windschild hat seinen Namen auch verdient. Verstellung hier über jeweils einen Hebel rechts und links innenseitig (während der Fahrt eher nicht). Der Drehzahlmesser arbeitet mit Schaltblitz, der eigentliche Schaltvorgang wird optisch zusätzlich über die blaue Fernlichtanzeige signalisiert. Der Sound des V2 Triebwerkes ist im direkten Vergleich zur GS mit Akropovic Anlage scheisse (sorry!). Richtig gut ist dafür der Bums, welchen einen ab rund 4.000 U/min erwartet. Das Teil geht beispielsweise ab 160 km/h noch los, wie vor einigen Jahren noch echte 4 >Zylinder Supersportler mit > 150 PS. Ob eine Reiseenduro das braucht, lass ich mal dahingestellt, es bringt auf jeden Fall verdammt Laune (für den Sozius übrigens weniger). Apropos Sozius…., die KTM hat hier mit Abstand den letzten Platz (!) hinter Varadero / CT und GS belegt! Die geteilte Sitzbank liegt hinter leicht tiefer, als die beidseitigen Griffe, was dazu führt, dass der schöne Popo vom Sozius zwischen den Griffen eingeklemmt wird oder sogar zum Teil auf den Griffen gesessen wird. Im Ergebnis ist die KTM für mich somit eine ideale Treibmaschine und hervorragender Angstgegner für die üblichen Bückstücke auf der Landstraße, im Soziusbetrieb jedoch überhaupt nicht zu gebrauchen. Tankinhalt hier übrigens ideale 23 Liter.
Ergänzung volkeredo: Leistungsabgabe und Drehmomentverlauf ist sagenhaft - der Motor macht Spaß ohne Ende. Aber er klingt scheiße, ich mag das nicht dauerhaft hören. Es klingt wie geschreddertes Blech im Mixer. Das Fahrwerk ist m.E. deutlich der BMW und auch dem CT überlegen. Mit Sozia mit 85 km/h über Schotter und Sand - das war traumhaft, jedenfalls für mich als Fahrer Auch in agressiv angebremsten Kurven bleibt das Fahrwerk stoisch ruhig. Die Sitzposition für den Fahrer ist hervorragend, insbesondere, wenn man ein wenig größer geraten ist. Die Rückspiegel sind ein Witz - mein Kreuz ist 15 cm breiter als die Aussenkanten der Spiegel - ich konnte somit nach hinten nix sehen. Tolles Teil, aber nicht Touren- und Sozia tauglich.
Honda VFR 1200 X Crosstourer
Die von uns gefahrene CT hatte die übliche Fußschaltung an Bord. Hier fällt sofort die perfekte Haptik der Bedieneinheiten auf. Typisch Honda alles an richtiger Stelle und auch bei tiefer stockdusterer Nacht mit Dauerregen und Nebel intuitiv zu bedienen. Der V4 dreht beginnend mit dem Leerlauf durchgehend kräftig hoch und macht richtig Laune. Der Sound des V4 klingt ebenfalls gut. Der Tankinhalt liegt hier bei 21,5 Litern. Die CT fährt sich ähnlich handlich wie die GS, jedoch in Teilen auch wieder ganz anders. In richtig engen Kehren mit Schrittgeschwindigkeit liegt die GS; vermutlich aufgrund des sehr tiefen Schwerpunktes; noch handlicher. Die Schaltung der CT flutscht prima, der Hebel für die Lichthupe liegt perfekt am Zeigefinger, sofern die Hand am Kupplungshebel liegt. Das in den Testergebnissen oft getadelte Instrumententableau der CT hat mich eigentlich nicht gestört, da ich die ganzen Spielereien der Mitbewerber während der Fahrt nicht wirklich brauche. Allerdings blendete mich die durchgehende Tableauabdeckung der Instrumente bei direkter Sonneneinstrahlung. Das ebenfalls in den Testergebnissen häufig zu lesenden Argument der Übergewichtigkeit der CT konnte ich im direkten Vergleich nicht bestätigen. Allerdings habe ich die CT auch nicht 2.500 Meter durch die Prärie geschoben. Wenig zu gebrauchen war bei meiner Größe (193 cm) übrigens das Windschild. Geschwindigkeiten über 160 km/h machten einfach keinen Spass. Auf der Soziuswertung belegt die Honda hier übrigens den Platz 2.
Ergänzung volkeredo: Meine Wahl ist ja bekannt. Stand heute würde ich keine andere Entscheidung treffen.
Soziawertung Zusammenfassung:
• BMW R GS 1200
• Honda Varadero
• Honda VFR 1200 X Crosstourer
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•KTM 1190 Adventure
Viele Grüße
Lars & volkeredo