Hallo zusammen,
bin seit der vergangenen Samstagnacht auch von meiner persönlichen Solotour der Route des Grandes Alpes aus Frankreich zurück.
Thonon le Bains (Genfer See) nach Menton, Monaco, Nizza und zurück über die restlichen schönen Alpenpässe, die nicht auf der RdGA liegen
Eines Vorweg….die Route ist DER HAMMER! Alles dabei „was man so braucht“. Kurvenradien und Steigungen in allen erdenklichen Möglichkeiten. Unterschiedliche Alpenlandschaften und deren Eigenarten. Von 1,5GradC bei Schneeregen auf dem Col de l´Iseran bis 32GradC bei strahlendem Sonnenschein an der Cote d`Azur (Menton über Monaco bis zum Strand von Nizza), dichtem Nebel und heftigem Alpengewitter.
Von hohem Alpenpässen (23 auf meiner Route hin & zurück), durch gefühlte 1000Tunnel und tiefe Schluchten, kleine verschlafene Örtchen wo das Leben still zu stehen scheint, freundlichen Franzosen und Menschen aus ganz Europa. Sechs Tage 2866km auf zwei Rädern mit 1000km An- und Abreise. 1400km Alpen, Rest Schwarzwald „vorwärmen“ mit Freunden.
Was ich festgestellt/erlebt habe….
-Bei Solotour braucht man keine Hotels vorbuchen. Einfach fahren bis einem der Hintern weh tut oder man sonst keine Lust mehr für den Tag hat. Feste Etappenziele können teils schwer erreichbar sein wegen Wetter und sonstiger Widrigkeiten. Nächstes Hotel suchen (evtl. nach Garage oder Mopedsymbol ausschau halten) nach Zimmer fragen und buchen. Nicht in den Hauptskiorten. Da ist es zu teuer. Habe sogar mal in einem Chalet (Containerwohnung) auf nem Campingplatz übernachtet. Wer gern zeltet kann das auch fast überall tun.
-Tankstellennetz ist für „CT-Verhältnisse“ sehr gut ausgebaut. Meist auch in kleineren Orten in den Tälern. An 8/24h Tankstellen kann man jederzeit mit Kreditkarte tanken. Bei bergauf „angasen“ und bergab locker im 2 Gang laufen lassen & die Landschaft genießen hat meine CT nur max. 5,5l verbraucht…
-Bargeld wird fast nur beim Einkauf auf Wochenmärkten benötigt. Ansonsten fast alles mit Kreditkarte möglich.
-WLAN hatte ich nur in einem Hotel. Für Wetterbericht einfach lokalen TV Sender schauen. Die sind sogar sehr genau.
-Ein paar Brocken französisch sollte man schon sprechen. Nur gefühlte 10-20% sprechen englisch. Ältere Leute schon mal gar nicht. Ein paar Vokabeln vorher pauken (z.B. was „Zimmer, Preis, Unterstellmöglichkeit für Moped, Abendessen, Frühstück, Vormittag/Nachmittag, Morgen, Heute etc.“ heisst. Das ist essentiell. Wenn man sich bemüht die Sprache zu sprechen und höflich ist „excuse moi, merci bien“ sind unsere Nachbarn seeehr zuvorkommend. Man kann auch mit Händen und Füßen reden. Geht auch und man hat die Lacher gleich auf seiner Seite.
-Nach Wochenmärkten Ausschau halten. Habe mir hier öfters ne ordentliche Brotzeit aus lokalen Spezialitäten zusammengestellt-Wildschweinsalami & Rocheford-Käse- lecker!
-A propos, lecker…“Heruntergekommenste Hotel-Kaschemme“ aber immer 3 Gänge Menü von Feinsten. Es sei denn es ist eine Pension nur mit Frühstück erwischt. Dann in den Ort und lokale Restaurants aufsuchen. Savoien ist bekannt für eine sehr gute Küche.
-Frühstück/ „petit dejeuner“ muss immer extra dazu gebucht werden. 6-10€. Dann erwartet einen morgens ein Croissant, 3-4Scheiben Baguette, Konfitüre, „Labberkaffee“ und wenn man Glück hat gekochter Schinken und Müsli. Nicht unbedingt ausreichend für eine „Deutsche Eiche“ wie mich
-Tagesetappen von 200-250km sind realistisch wenn man sich wenigstens auch mal was anschauen will- ein Muß ist Briancon und der zu Fuß Aufstieg (ca 80m) auf den Aussichtspunkt am höchsten Paß, dem Col de la Bonette (liegt nicht auf der RgDA!). 360Grad Ausblick auf die Hochalpen. Gibt´s keine Worte dafür…
-Ich hatte „nur“ ein 52l Topcase und einen Tankrucksack dabei. Weniger ist Mehr. Wozu braucht man z.B. einen Rasierapparat auf so ner Tour?
-Mopedfahrer gibt es viele auf der Strecke. Aber es ist ja sehr weitläufig. Kann schon mal vorkommen, dass man die Straße 20km für sich hat.
-Französische Auto- & Campingmobilfahrer schneiden gerne die Kurven. Aber nur bis zur Mitte der Gegenfahrbahn. Auf einigen Pässen sind mir auch LKWs entgegen gekommen. Auch die 100000 Radfahrer haben hier bestimmt ein Nest. Also Vorsicht!
-Es kann auch mal sein, dass man sich auf einmal mitten in einer Ziegenherde wieder findet.
-Auch Steinabbrüche können in jeder Kurve lauern.
-In Nizza fährt man am besten wie „die gesenkte Sau“. Das machen alle anderen auf 2 Rädern auch. Sonst wird man noch vom letzten 5PS Roller gnadenlos abgedrängt und „versägt“. Hier ist es normal und keiner regt sich darüber auf. Selbst die Polizei nicht.
-Warnwestenvorschrift und reflektierende Streifen am Helm hatte ich auch- es hat nur wirklich keinen interessiert. Also später im Topcase verstaut.
-Die Strassen sind alle in einem mittleren bis guten Zustand. Der Asphalt ist griffig. Richtung Cote d`Azur wird´s teilweise Flickwerk. Gut, wer lange Federwege und nen „Lederhintern“ hat.
-Pinkelpausen in den Hochalpen können problematisch sein, da es keine hohe Vegetation gibt. Geschweige denn Bäume. Als Mann hat man da weniger ein Problem aber als Frau könnte es problematisch sein.
-Kartenmaterial zum Planen und backup zum Navi> Michelin „Regional Frankreich“ No. 523& 527// 1:200.000
So, wer mir jetzt noch nicht glaubt, dass das mal ne Mopedreise wert ist die Liste der Pässe, ein paar Fotos und einen Link zu Tour selbst.
c.u.
Guido
PS: …psssst….im August sind noch alle Pässe offen
No Pass Passhöhe
1 Col des Gets 1.163 m
2 Col de la Colombière 1.618 m
3 Col des Aravis 1.487 m
4 Col des Saisies 1.650 m
5 Cormet de Roselend 1.967 m
6 Col de l'Iseran 2.770 m
7 Col du Télégraphe 1.566 m
8 Col du Galibier 2.646 m
9 Col du Lautaret 2.058 m
10 Col d'Izoard 2.360 m
11 Col de Vars 2.109 m
12 Col de la Cayolle 2.326 m
13 Col de Valberg 1.673 m
14 Col de la Couillole 1.678 m
15 Col St. Martin 1.500 m
16 Col de Turini 1.607 m
17 Col de Castillion 706 m
18 Col de la Bonette 2.802 m
19 Col du Galibier 2.646 m
20 Col de la Croix de Fer 2.067 m
21 Col du Glandon 1.924 m
22 Col de la Madeleine 1.993 m
23 Kleiner Sankt Bernhard 2.188 m