Reifentest in "Motorrad" für Crosstourer

  • #51

    Die ganze Reifengeschichte macht mich total wuschig.
    Ich möchte im Frühjahr mit neuen Reifen starten. Die Originalbereifung hinten ist nach 6000 km ziemlich nieder. Vorn geht der Reifen noch von der Profiltiefe her, aber hat "Ecken" an den Profilblöcken.
    Der neue Michelin Pilot Road 4 Trail ist bestimmt sehr gut, aber er ist wirklich ein reiner Straßenreifen. Sobald es ins Gelände geht - und ich meine hier einfach mal ein paar Feld- und Waldwege und nicht wirkliches Gelände - wird er dagegen eher schlecht sein.
    Deswegen überlege ich, ob der Anakee 3 nicht der bessere wäre, auch wenn er im Nassen vielleicht nicht ganz so gut wie der PR4Trail ist.
    Hat hier jemand noch Erfahrungen mit dem Anakee 3? Was für ein "Gefühl" vermittelt der - ich weiß - es ist total subjektiv. Aber es wäre für mich vielleicht doch interessant, die Erfahrung der anderen zu lesen.


    Peter

  • #52

    Bevor du dich für einen Reifen entscheidest, solltest du dir überlegen, worauf du bei einem Reifen besonderen Wert legst und worauf du weniger Wert legst. Denn eine eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Jeder Reifen hat vor- und Nachteile


    Von der Varadero:


    Nach knapp 2000 km mit dem Anakee3 ein kurzes Zwischenfazit aus dem Piemont, das leider um diese Jahreszeit doch überwiegend feucht ist:


    Geräusche: Je es ist wieder da, das typische Geräusch des Michelin, gut hörbar bei etwa 60 km/h - aber wie schon geschrieben wird es leiser.


    HighSpeed: Mit Koffer, TopCase und Tankrucksack sind solo auf der Autobahn rund 180 - 190 km/h ohne Nervosität des modifizierten Fahrwerks auf Dauer möglich. Ab etwa 190 km/h wird das Fahrwerk instabil und sollte beladen nicht länger in diesem Bereich genutzt werden. Gegenüber dem TR91 ist die Hochgeschwindigkeitsstabilität besser.


    Handling: Das erste was mit den Reifen auffällt... das typische Michelin "kippeln" ist weg. Der Reifen fällt sehr harmonisch in Schräglage und vermittelt mit der mittelsteifen Karkasse ein gutes Feedback. Gegenüber dem TR91 sind etwas höhere Lenkkräfte erforderlich, das Handling ist insgesamt einen Tick schlechter als beim TR91, gegenüber dem Anakee2 ist der Reifen deutlich schwerfälliger... vielleicht war aber auch nur der Anakee2 zu handlich ausgelegt. Einlenken in die Kurve oder schnelle Richtungswechsel gelingen vom TR91 kommend, aber sehr gut, es bedarf keiner Umgewöhnung.


    Gripniveau: Liegt hoch, weder auf nasser , feuchter oder trockener Straße sind negative Feststellungen zu machen. Eine sportliche Fahrweise bei niedrigen Asphalttemperaturen ist jederzeit möglich. Auf nasser Straße kann mit ausreichenden Sicherheitsreserven ein gutes Tourentempo gefahren werden. Vermutlich ist bei den meisten Fahrern die persönliche Schräglagengrenze auf nasser Straße schneller erreicht als die Grenze des Reifens. Wenn er am Kurvenausgang wegschmiert tut er dies recht gut kontrollierbar. Wie er sich bei sommerlich hohen Temperaturen schlägt kann ich derzeitig noch nicht sagen. Die bisherigen Michelin waren hier für Nachteile bekannt.


    Reifenkontour: Die Reifenkontour ist recht flach geraten, hinten ist man bei mittleren Geschwindigkeiten bereits am Rande des Profils angekommen, vorne bedarf keiner Rennstrecke um das Reifenprofil bis an die Kante zu fahren. Die neue Reifenkontour erinnert deutlich mehr an einen Straßenreifen, als beim TR91. Hinten und vorne wäre durchaus etwas mehr Reserve wünschenswert. Allerdings darf bei einem Vorderrad das bin an die Profilgrenze gefahren wird, natürlich den Posereffekt nicht vergessen. Ohne Chickenstripe ... hat schon was.


    Lebensdauer: Kann ich noch nicht beantworten. Er hält auf jeden Fall mehr als 2000km. Die Antwort wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgereicht.


    Offroad: Dafür ist er wirklich nicht gemacht. Geht es beim Vortrieb noch so halbwegs ist die Seitenführung offroad erbärmlich schlecht. Der TR91 hat hier deutlich mehr zu bieten, auch wenn beide Reifen straßenorientiert sind und keinesfalls mit echten Enduroreifen verwechselt werden dürfen.


    Nach insgesamt 3560 km haben die Reifen noch folgende Profiltiefen:


    vorne ca. 3,5 mm
    hinten ca. 5,5 mm


    Was ich natürlich nicht gemacht habe, ist die Profiltiefe des neuen Reifens zu messen.... müssen vorne aber so 5 - 6 mm und hinten etwa 8 mm sein.


    Die Lebensdauer kommt daher bei meiner Fahrweise auf etwa 6000 - 7000 km und liegt damit runde 1000 - 2000 km über dem TR91.


    Die Hochgeschwindigkeitstauglichkeit ist nach 3500 km nicht schlechter geworden als im Neuzustand; mit beladenen Koffern und TC kann solo eine Geschwindigkeit von 180 - 190 (nach Tacho) problemlos gefahren werden. Ohne Verwirbelungen gehen auch 200 - 210 km/h ohne nervöses Fahrwerk, wenn man alleine auf der Autobahn ist .


    Auch die letzte "Spasshabentour" auf dem Jaufenpass bestätigt die bisherige Perfomance hinsichtlich des Grips. Absolut problemfrei.


    Mein persönliches Fazit zum Anakee3 im Vergleich zum TR91:


    Grip und Handling sind auf vergleichbarem Niveau aber mit Vorteilen für den TR91
    Hochgeschwindigkeitsstabilität ist beim Anakee3 besser als beim TR91
    Offroadtauglichkeit ist beim TR91 besser als beim Anakee3
    Geräusch ist beim TR91 besser als beim Anakee3 (es wurde auch mit abnehmender Profiltiefe nicht besser.... aber ich hab mich daran gewöhnt)
    Lebensdauer ist nach den bisherigen Erfahrungen beim Anakee3 besser als beim TR91


    Fazit: Der Anakee3 bewegt sich auf hohem Niveau und ist bei wesentlichen Eigenschaften keinesfalls viel schlechter als der bisherige Klassenprimus TR91. Ob es am Ende bis zum Spitzenplatz reicht, wird die Zukunft zeigen müssen. Eine Alternative ist er sicherlich und spricht einen weiteren Kreis an als die bisherigen Anakee1 und Anakee2 Fahrer.

    Wenn nicht jetzt... wann dann?

  • #53

    Schönes Statement Manfred.
    Als Varaderofahrer habe ich viele Dinge gelesen, wo meine Eindrücke ähnlich sind.
    Im Gegensatz zur guten alten Vara, ist bei der Crosstourer die Pendelneigung jedoch verschwindend gering.
    Ich konnte mit den TR 91 bis zum abriegeln bei 210 entspannt fahren( auch mit Koffer)
    MfG Ralf

  • #54

    Hallo Manfred,


    der Zufall wollte es, dass ich gerade eine Stunde parallel im Vara-Forum zu der Geschichte recherchierte und auf genau diesen Beitrag von Dir gestoßen war. Du schreibst dabei so sachlich und nachvollziehbar und ich vermute auch, dass sich unsere Fahrstile und Fahrziele ähneln, dass ich Dir nicht nur dankbar für den Beitrag bin. Von Dir wünsche ich mir mehr Erfahrungsberichte.
    Für mich wird es - als Summe aller Meinungen in den Foren - der Anakee 3 werden, weil ich mir die Option, auch im Gelände einigermaßen gut zu fahren, nicht verbauen will.


    Ich danke Euch, Leute!

  • #55


    Die Seitenführung des Anakee III auf Schotter ist so unterirdisch schlecht... da kann jeder Straßenreifen mithalten.... TR91 ist deutlich besser

    Wenn nicht jetzt... wann dann?

  • #57


    Mann, jetzt bringst Du mich wieder durcheinander.... :?
    Der TR91 hat eine bessere Reifenkontur für's Gelände. Aber ehrlich, ich fahre ab und an mal Abkürzungen auf Waldwegen oder zum Baggersee etc. und nicht durch die mongolische Steppe.


    Danke auch an Magus für den Link auf die Übersichtsliste der zugelassenen Reifen.


    Peter

  • #58

    @ magus - danke für den Link, aber nur nochmal für alle zum verstehen: eine CT hat keine Reifenbindung, es darf jeder Reifen montiert werden, der die technischen Daten z.B. Größe, Geschwindigkeitsindex usw. erfüllt.


    Dabei dürfen auf Vorder- und Hinterrad unterschiedliche Profile oder auch Hersteller verbaut werden.


    Es gibt keinerlei gesetzliche Einschränkungen!!

    Wenn nicht jetzt... wann dann?

  • #60


    Das ist interessant. Ich bin sehr gespannt auf weitere Testberichte zu dem MPR 4 Trail.
    Ich hatte erst neulich was in der Motorrad darüber gelesen.
    Bin gespannt, stehe auch vor dem Wechsel und bin am überlegen ob ich vielleicht sogar diesen nehme.

    Gruß
    Matthias aus Magdeburg


    Modeljahr: 2012, Seriennummer: 3030

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