Kurventechnik

  • #21

    Hallo Wolfgang,


    Nicht, dass ich mal wieder missverstanden werde... Ich habe Dir keinen Vorwurf gemacht - so wie Du die Begegnung schilderst, gehört der Smartfahrer auf Busticket umgeschult.


    Wenn ich Dich jetzt richtig verstehe, bezweifelst Du, dass weit ausholen (auf der eigenen Spur!) - spät einlenken und hinterfahren eine sinnvolle Herangehensweise ist?


    Ist das so? Dann sag doch, welche Methode Dir besser erscheint und warum.


    Gruß,

  • #24

    Hallo Wolfgang,


    " blöde Fragen " - gibt´s die? Ich sage NEIN.


    und sehr wichtig fahren,fahren und fahren denn da lernt man am meisten.


    Beim Sicherheitstraining wird man auf seine Defizite hingewiesen und bekommt Tipp´s,
    nur um sie umzusetzen musst du "km machen" also rauf auf den Bock!

    MfG
    Walter

  • #25



    Falsche Herangehensweise - aus meiner Sicht.


    Es gibt keine ganz spezielle Kurventechnik, die für alle und jede Situation genau DIE richtige ist.


    Wie im ifz-Video gezeigt wird, kann es auch sinnvoll sein, sich ganz rechts und langsam durch die Kurve zu hangeln.


    Aber das sog. Hinterschneiden ist und bleibt einfach in den meisten Situationen die sicherste Variante. Dazu noch die kritische Selbstüberprüfung hinter der Kurve wenn folgende Feststellung gemacht wird:


    "Uih, hätte nicht schneller sein dürfen" - dann war es zu schnell, weil keine Sicherheitsresevern mehr vorhanden waren.


    "Och, war simpel" - dann war es genau richtig.


    Die eigene Sicherheitsgrenze nach oben verschieben kann man nur durch Training.


    Ein Restrisiko durch das Fehlverhalten anderer bleibt aber immer.

  • #26


    Da lebt ein Thema aus dem Vorjahr wieder auf - die Frage nach der Sicherheit stellt sich ja auch zu Beginn jeder Saison wieder neu... Ob Wolfgang wieder (mit neuem Protektor und neuem Mut) unterwegs ist?
    Seit Jahren verfolge ich Unfallmeldungen mit teilweise tödlichen Folgen. Früher habe ich bei der Telefonhotline Bikers Helpline als Seelsorger mitgearbeitet. Ich bin schon entsetzt darüber, dass es oft die "erfahrenen" Motorradfahrer zwischen 50 und 60 sind, die heute in Unfälle verwickelt sind - mein Alter. Daher analysiere ich diese Situationen gerne unter der Frage: Hätte mir das auch passieren können? Und wenn - warum ja oder nein?
    Auch die Situation von Wolfgang im letzten Jahr habe ich mir noch mal angesehen und aus dem Vorgang ein paar Erkenntnisse gewonnen:
    1. Uwe hat Recht: Das Motorrad muss praktisch aufrecht sein, um den Spiegel eines Smart zu treffen. Ich hab es ausgemessen. Wenn es nicht, wie Wolfgang überzeugend erklärt, Aufstellen durch abruptes Bremsen war, dann war der Ausweichschlenker einfach zu kurz und knapp.
    2. Die Schrecksekunde, die Uwe annimmt, beschreibt auch das (fast) Unfallopfer im Eröffnungsbeitrag: Smart war plötzlich da wie aus dem Nichts, große Augen auf beiden Seiten. Schon beim Einfahren in die Kurve war ihm nicht ganz geheuer. Diese Schrecksekunde darf nach Möglichkeit gar nicht erst kommen. Denn dann reagieren wir alle - auch die sehr erfahrenen Fahrer_innen, kaum noch richtig. Wenn man sich nicht auf das Glück verlassen muss wie Wolfgang, dann muss man möglichst jeder Gefahr gelassen entgegensehen, um richtig reagieren zu können. Mein alter Musiklehrer sagte: Wenn du die erste Note eines Taktes siehst, musst du entspannt voraus wissen, wie es weitergeht. Trifft irgendwie auch auf's Moppedfahren zu...
    3. Wenn ich die richtige Kurve auf Google Earth gefunden habe, verläuft die Straße zunächst parallel zur Autobahn und zieht sich dann nach rechts in den Tunnel hinein zu. Spätestens kurz vor dem Tunnel muss ich ganz rechts sein. Wie kann ich den Smart erst so spät erkennen, dass ich nicht mehr bremsen und ausweichen kann? Das ist ja keine ganz enge total verbaute Kurve. Insofern war schon im Vorfeld der wirklich heiklen Situation nicht alles ganz richtig, um auf brutale Fehler verpennter Autofahrer reagieren zu können.
    4. Der CT ist ein Motorrad der Königsklasse: über 1200 ccm, 129 PS knapp 300 Kilo. Als Jugendlicher habe ich immer Fahrberichte der Münch Mammut gelesen. Friedel Münch hatte einen NSU-Automotor in ein Zweirad verpflanzt. Der CT ist bestimmt deutlich handlicher und sicherer, aber eben Oberklasse. Für Fahranfänger ist das eine Herausforderung. Ich habe mit kleinen Enduros und viel Geländeerfahrung angefangen und mich langsam "hoch" gearbeitet, während andere junge Kameraden sich mit ihren Kawas und 750er BMWs schon auf ihren Discofahrten ums Leben gebracht haben. Insofern: Bei aller Leichtigkeit des Fahrens mit dem Crosstourer sollte man diese Wuchtbrumme nicht unterschätzen. Ich habe meinen CT seit Anfang März und habe mich langsam herangetastet. Nach über 6000 km fühle ich mich rundum zu Hause auf der Maschine.
    5. Ich fahre auch deshalb Motorrad, weil ich dann an gar nichts anderes denken kann. Man muss ja ständig extrem viele Reize gleichzeitig verarbeiten, wenn man schnell unterwegs ist. Alle Gefahrenpotenziale, den Straßenbelag, Geschwindigkeit und Drehzahl, Reaktionsvermögen - alles ist gleichzeitig gefragt. Das mag ich.
    6. Fahrtrainings waren ja schon angesprochen: jede Bewegung, die ich für extreme Situationen brauche, müssen in Fleisch und Blut übergehen, sonst klappt es in der Schrecksekunde nicht - oder eben nur mit Glück.
    Fazit: Für sicheres Fahren ist nicht (nur) die Kurventechnik wichtig, sondern das Gefühl, gar nicht erst in eine Schrecksituation geraten zu können. Entspannt Vorauswissen oder -ahnen und sich dann galant durchschlängeln - das nimmt solchen Situationen den Schrecken.

    Jeden Morgen Motorsport trainiert das rechte Handgelenk!

  • #27

    Tja, mache Wunden heilen von alleine. Andere muß man verarzten lassen.


    Ich gebe es gerne zu: der Wolfgang der mit 56 Jahren den A2 gemacht hat und mit 59 auf A umgesattelt ist, bin ich nicht mehr. Nix mehr mit: ach was bin ich noch fit und beweglich! Und ich glaube das ist bei uns, in diesem Alter, die Hauptursache.
    Wir überschätzen uns!


    Man muß es wohl erst langsam lernen, gewisse Altersprobleme wie den Bedarf der blauen Pillen, Prostata, oder eben eingeschränkter Bewegungsfähigkeit sich ein zu gestehen.


    Meinen Handschutz habe ich geschweißt. Ein neuer ist bestellt. Und die Kurve habe ich inzwischen noch mehrmals durchfahren. Ich bin auch weiter meine Lieblingsstrecke Blumberg-Bonndorf durch das Wutachtal gefahren. Aber: Blockade im Schädel. Durch viele Kurven wird nur noch gekrochen. Da das wieder normalisiert werden muß, habe ich mich zu einem Sicherheitstraining angemeldet. Ich sehe das für mich auch wie eine Art "Viagra"


    Gruß Wolfgang

  • #28

    Schön von dir zu hören, Wolfgang. Der Humor ist dir ja nicht verloren gegangen :drool:
    Als ich meine neue Gebrauchte Anfang März in Betrieb genommen habe, kam ich kaum mit dem rechten Bein über die Sitzbank. Jetzt geht es wieder wie geschmiert. Wenn ich es mit meiner Frau vergleiche, die heute mal wieder mit an die Ostsee gefahren ist. Fast hätte ich beim Aufsteigen flach geparkt... Die Rückenschmerzen sind durch das viele Fahren praktisch weg - der Sport scheint nicht nur das rechte Handgelenk zu trainieren ;) Insofern ist das Motorrad Medizin für mich.
    Ich wünsche dir eine gute entspannte Saison und allzeit gute Fahrt!

    Jeden Morgen Motorsport trainiert das rechte Handgelenk!

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