Alles Banane,
oder
warum man(n) für eine krumme Südfrucht 1863 km fährt
Die Story!
Dank „WhatsApp“ konnte ich mich bildlich davon überzeugen, dass bei einem Frühstück in Paris, eine Banane übrig blieb. Da mir diese angeboten wurde, war ich natürlich im Zugzwang! Zugegeben, der Anbieter war nicht unmaßgeblich an dem ausführenden Gedanken beteiligt. Handicap… Ich sitze in München, die Banane liegt in Paris. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Banane am nächsten Tag auf die Reise nach San Remo (Italien) begiebt !!! OK… so eine Banane hält sich ja ein paar Tage. Nun musste ich kurzentschlossen die Reise nach San Remo antreten! Natürlich mit dem Motorrad… 900 km einfach…, das geht nur in zwei Tagen. Wie immer plante ich die Route über die netten kleinen grauen Straßen auf dem Routenplaner Wer ahnt denn dabei böses, habe ich immer so gemacht… allerdings nicht bis in die Tiefen Italiens
Es bewahrheitet sich immer wieder, auch in hohem Alter lernt man nie aus! So dürfte ich neue Straßenschilder und auch eine preisgünstige Art der Straßeninstandhaltung kennenlernen. Da meine Italienischkenntnisse doch sehr rudimentär sind, musste ich mir so einiges zusammenreimen, aber das funktionierte ganz gut. So kam ein Verkehrsschild, das nach meiner Kenntnis „Durchfahrt verboten“ heißt. Aber das kann nicht sein, das ist eine „normale“ Durchgangsstraße! Unter dem Schild stand allerdings noch etwas mit „notte“. Ich als fast Halbitaliener wusste sofort, das hat irgendwas mit „Nacht“ zu tun. Also übersetzte ich das Ganze mit „Durchfahrt bei Dunkelheit verboten“. Nach ein paar Kilometern wusste ich, die Übersetzung war korrekt! Mal fehlte die halbe Straße, mal waren die Schlaglöcher so tief, dass man ein Fernglas benötigte um den Grund zu sehen und dass bei einer Holzbrücke auch noch ein paar Balken fehlen, ist ja auch nicht gerade unerheblich. Aber mein Crosstourer und ich haben uns wie immer wacker geschlagen und alles gemeistert. Auch auf den weiterführenden Straßen, ohne diese dubiosen Schilder war die Qualität des Straßenbelages nicht sehr viel besser und so erkannte ich auch „The italien way“ bei der Straßensanierung. Wird ein Schlagloch zu tief… wird es nicht ausgebessert, sondern man nehme von der scheinbar reichlich vorhandenen, weißen Straßenfarbe und male einen Kreis um das Schlagloch, dann weiß wohl jeder, dass man da nicht fahren darf… nach dem ersten Einschlag, wusste ich es dann auch. Aber ich fahre ja Crosstourer und so hat mein Fahrzeug den Einschlag gut weggesteckt. Meine Kehrseite allerdings weniger.
Als es langsam Richtung Mailand ging, wurde es flacher und die Straßen langsam wieder etwas besser. Als ich Mailand umfuhr, stellte ich fest, dass sich meine Routenplanung wohl nicht nur auf den Straßenverkehr bezog, kilometerweit fuhr ich an netten, leicht bekleideten Damen vorbei, die mir alle freundlich zuwinkten. Es wurde Zeit für die Erste Übernachtung in Pavia und „Nein“… die netten Damen habe ich alle am Straßenrand stehen lassen, nur um etwaigen schlechten Gedanken des Lesers vorzubeugen.
Der Zweite Tag verlief dann schon fast ereignislos, bis auf Straßen und Pässe, von denen ich noch nie etwas gehört hatte und bei der Beschaffenheit des Straßenbelags ist das auch kein Wunder. Die kennt kein Mensch! Aber… kein Verkehr und Kurven bis Fahrer und Motorrad kurz vor dem Erbrechen sind !!! Immer als ich dachte, wenn die Erde eine Scheibe wäre, dann müsste ich eigentlich bald abstürzen, weil hier das Ende der Zivilisation ist, kam wieder ein kleiner Ort und dort gab es auch tatsächlich Menschen. Wie in Italien üblich, gab es auch im kleinsten Kaff eine Bar mit netten Leuten und einem Cappo für 1,30 € !!! Nach einer doch etwas längeren Reise, kam ich schlussendlich doch noch an meinem Ziel an.
Da ich eine Stunde früher als geplant aufschlug, war allerdings die Banane noch nicht da!
Aber nach so einer langen und aufregenden Reise, was ist da schon eine Stunde. Eine gemütliche Parkbank hat mich wohlwollend aufgenommen und so habe ich die Wartezeit mit Augenpflege verbracht.
Ich wurde schließlich freundlich aufgenommen, allerdings war die erste Nacht sehr kurz, da die Diskussion um die Banane bis fast in die Morgenstunden dauerte.
Nach einem Abstecher nach Saint Tropez… diesmal aber mit dem Auto… man gönnt sich ja sonst nichts… wurde es am nächsten Tag schon wieder Zeit für die Heimreise. Als Anmerkung für BMW-Fahrer. Ein BMW-Navi kennt diesen Ort nicht! Dort muss man Tropez Saint eingeben
Voller Tatendrang stieg ich also am nächsten Tag auf meinen Crosstourer und stellte nach ein paar Metern fest… hoppla… das Ding eiert ja wie blöde. Diagnose: Keine Luft mehr im Hinterreifen. Sofort habe ich die nächste Tankstelle angeeiert und für einen freundlichen Euro, bekam ich auch Luft. Ergebnis: Das pfffffft-Geräusch, kam nicht nur vom Kompressor, sondern leider auch von meinem Hinterreifen und schon sah ich auch den Übeltäter… einen Nagel !!! Ein richtiger schöner großer Nagel, in meinem Hinterreifen. Nun kam die Herausforderung… Ich nix italienisch, Frau an Tankstelle nix deutsch oder englisch. Mit Händen, Füßen und komischen Geräuschen (gut dass mich dort keiner kannte) konnte ich ihr verständlich machen, dass ich einen neuen Reifen brauche. Resultat: Nix Reifen, aber ich soll doch mal in den nächsten Ort fahren. Toll… also eierte ich in den nächsten Ort und erspähte ein Fahrradgeschäft. Kurzentschlossen versuchte ich mit meinem gestikulierendem Italienisch dem netten Mann begreiflich zu machen, dass ich einen neuen Reifen brauche und ob er vielleicht etwas für mich tun könnte. Bei der doch recht lustigen Unterhaltung kam heraus, dass die Reifengrößen, die er zur Verfügung hat, wohl eine Nummer zu klein wären, aber… wenn ich nach links abbiege, über die ersten beiden Kreisverkehre geradeaus rüber fahre und dann beim dritten Kreisverkehr links abbiege, dann kommt nach ca. 300 m ein Reifenhändler. Ihr denkt jetzt bestimmt auch das was ich erahnte… das kann nicht gut gehen. Aber was soll ich machen… los geht’s! Ich fahre also nach Beschreibung und… stehe vor dem Reifenhändler. Ich konnte es kaum fassen!!! Typische italienische Hinterhof-Werkstatt, aber Reifen ohne Ende… Autoreifen Von der netten Unterhaltung mit dem Mechaniker verstand ich eigentlich nur „domani“ und da wusste ich, das wird heute nichts mehr. Plötzlich schreckte der gute Mann auf und verschwand in seiner Werkstatt. Ich dachte schon „OK das war es wohl jetzt“. Doch er kam mit einem älteren Herrn zurück, dessen Reifen wohl gerade gewechselt wurden und brabbelte mit dem auf italienisch alles mögliche.
Plötzlich bekam ich von dem weißhaarigen Herrn eine perfekte, akzentfreie Übersetzung mit allen Details. Kann man noch mehr Glück haben, als einen Reifenhändler zu finden und jemanden der einem das Ganze auch noch übersetzt?!?... man kann !!! Der Mechaniker verschwand wieder in seiner Garage und kam mit einem nagelneuen Metzeler Hinterreifen zurück. Ich traute meinen Augen nicht. Die Übersetzung kam wieder prompt… Dem Mechaniker ist eingefallen, dass er öfter mal Klientel eines namhaften bayrischen Automobil und Motorradherstellers hat und das scheinbar die gleiche Reifengröße ist. Während der Mechaniker das Auto des netten Herren fertigmachte, konnte ich mich noch freundlich bedanken und unglaublicherweise hatte ich nach etwas mehr als einer Stunde, ab Feststellung des Schadens einen frischen Metzeler auf meinem Crosstourer. Nun ging es „nur“ noch ans bezahlen und ich dachte schon, nun kommt das „Dicke Ende“, doch für 160 Euronen inkl. Montage, kann man sich wirklich nicht beschweren! Bevor wieder schlechte Gedanken aufkommen… Es gab natürlich ein ordentliches Trinkgeld!
Der erste Tag der Rückreise verlief dann fast ohne Zwischenfälle. Teilweise benutzte ich diesmal die Autobahn. Premiere, bin in Italien mit dem Motorrad noch nie auf der Autobahn gefahren. Brav zog ich mein Ticket und bezahlte an der nächsten Mautstelle. Beim nächsten mal sah ich es… die Rollerfahrer brettern alle auf der rechten Spur an der Schranke vorbei!?! Da sind auch nette Symbole mit Motorradfahrern aufgemalt und die Schranken nur halb so breit. Ich habe noch nicht nachgesehen, ob das nun rechtens ist, aber bezahlt hab ich nix mehr und hoffentlich wird von der „Spende“ meiner einzigen Mautgebühr ein Schlagloch geflickt, dann war es wenigstens für einen guten Zweck.
Natürlich wieder Mailand. Diesmal keine Mädels am Straßenrand, sondern Blitz, Donner, Wolkenbruch und Stau ohne Ende. Wie kommt man in Italien durch einen Stau? Man warte auf einen Rollerfahrer und dann nix wie hinterher. Ok, der Erste hat mich abgehängt, ein Crosstourer ist eben kein Roller. Aber in die nächste Rollerkolonne konnte ich mich einreihen und so ging es locker, flockig, im Wolkenbruch durch den Stau, bis…nichts geht mehr. Carabinieri links und rechts. Natürlich trocken in ihren Autos sitzend. Doch scheinbar hat alles mit zwei Rädern in Italien Narrenfreiheit, deshalb flux vorbei und dann sah ich das eigentliche Problem! Unterführung überschwemmt… und die Carabinieri sitzen im Trockenen und schauen dabei zu, wie die Autos absaufen. Aber Zweiräder haben immer noch dazwischen platz. Nun kam die Stunde des Crosstourers! Wusstet ihr, dass Roller schwimmen!?! Ab einer gefühlten Wasserhöhe von 50 cm reichen die Räder der Roller nicht mehr bis zum Boden und so sah ich einige tauchende Roller inkl. Fahrer. Gut dass mein Grinsen unter dem Helm nicht zu sehen war.
Für mich war das natürlich kein Hindernis und so hatte ich freie Bahn bis nach Lecco am Comer See, wo ich dann eine Nacht verbrachte um mich wieder trocken zu legen.
Der letzte Tag der Heimreise, war dann wirklich unspektakulär. Als meine Gedanken so kreisten, viel mir auf, dass ich nun 1500 km lang keinen einzigen Crosstourer gesehen hatte.
Doch dann war es soweit, in St. Moritz flogen zwei freundlich grüßende Crosstourer an mir vorbei (Donnerstag, 19.06. um die Mittagszeit). Schlussendlich machte ich noch einen Abstecher über den Sylvenstein und… noch ein Crosstourer. Nun war die Reise gerettet, denn ich hatte schon einen BMW-Koller, man sieht ja fast nichts anderes mehr.
Aus meinem kleinen Reisetagebuch wurde nun doch ein Roman, aber was soll’s, dieses Erlebnis musste ich einfach festhalten.
Falls sich jemand fragen sollte, ob ich die Banane wirklich bekommen habe?!?
Ein großes „JA“ und sie war extreeeeem lecker !!!
Und um nochmals etwaigen abwegigen Gedanken vorzubeugen… es ging wirklich um eine Banane !!!
PS:
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.